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Die Monde der Riesenplaneten
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Die in der Sternkarte zum heutigen Abend zu sehende geschwungene Linie, die sich vom Skorpion über Schütze, Steinbock und Wassermann zu den Fischen zieht, ist der Tierkreis, auch Ekliptik
genannt. An ihr entlang führt die Sonnenbahn im Lauf des Jahres. Da
alle Planeten in fast derselben Ebene wie die Erde um die Sonne kreisen,
findet man auch die Planeten (und den Mond) immer in der Nähe dieser
Linie. So sind auch die beiden hellsten "Sterne" westlich vom Mond zwei
Planeten, nämlich der Jupiter und der Saturn. Sie - beziehungsweise ihre Monde - sind die Hauptobjekte des heutigen Abends.
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Jupiter am 10.10.21
(Aufnahme: Olaf Haupt, Marktheidenf.)
Teleskop: Takahashi
APO 130 mm +
Baader FFC
Kamera: ASI 178 MM |
Jupiter ist der größte Planet des Sonnensystems.
Er hat nur 1/10 des Durchmessers wie die Sonne, damit aber immer noch
den 11-fachen Durchmesser der Erde. Da er in nur knapp zehn Stunden
einmal um seine Achse rotiert, sind die Fliehkräfte am Äquator so hoch,
dass sie ihn merklich oval verformen. Sein
Durchmesser von Pol zu Pol ist daher um 9000 km geringer als am
Äquator, was auf der Aufnahme deutlich zu sehen ist. Jupiter (und auch
Saturn) nennt man "Gasriesen". Obwohl er das 1300-fache Volumen wie die
Erde aufweist, hat er nur die 318-fache Masse und damit dieselbe Dichte
wie die Sonne. Bis auf einen kleinen Gesteinskern ist seine chemische
Zusammensetzung auch der Sonne
sehr ähnlich. Wie sie ist er damit im wesentlichen eine Gaskugel aus
Wasserstoff und Helium. Während die Sonne aber im Kern durch Fusion
Energie erzeugt, sind in den Riesenplaneten Temperatur und Druck dafür
zu niedrig. Durch die immer noch andauernde Kontraktion (Schrumpfung)
wird trotzdem Energie freigesetzt, aber längst nicht soviel, dass sie
von selbst leuchten. In einer gewissen Tiefe werden die Gase flüssig und
in noch größerer Tiefe nahezu fest ("metallischer Wasserstoff").
Eine feste Oberfläche ist nicht zu sehen, lediglich eine turbulente
Atmosphäre mit mindestens drei sich überlagernden Wolkenschichten in
verschiedenen Farben. Welche chemischen Stoffe genau die braunen, roten,
orangenen und beigen Farbtöne hervorrufen, ist nicht bekannt. An
hellblauen Stellen befinden sich Wolkenlücken, in denen man tiefer (ca.
100 km) in die Atmosphäre blicken kann.
Im Bild rechts ist der "Große Rote Fleck" zu sehen, ein seit mehr als 100 Jahren tosender Wirbelsturm von 20000 km Ausdehnung!
Jupiter hat vier große und eine Unzahl kleiner Monde. Während die großen
mit Jupiter zusammen entstanden sein dürften, ähnlich wie die Planeten
um die Sonne, sind die meisten anderen wohl später eingefangene
Kleinkörper aus dem restlichen Sonnensystem.
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Im nebenstehenden Bild sieht man, wie sich zwei der großen Jupitermonde gegenseitig überholen. |
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Und hier verfinstert einer der Monde einen anderen, der auf seiner Bahn in den Schatten gerät, den der vordere Mond wirft.
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Die Schatten der Monde
können aber auch auf Jupiter fallen, manchmal auch zwei oder ganz selten
auch drei zur selben Zeit. Nur vier Schatten sind aus
himmelsmechanischen Gründen nie möglich, da die Umlaufzeiten der Monde
so aufeiander abgestimmt sind, dass immer, wenn drei Monde auf einer
Seite stehen, der vierte ihnen gegenüber stehen muss.
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Jupiter ist fünfmal so weit von der Sonne entfernt wie die Erde. Doppelt
so weit ist Saturn entfernt. Er ist etwa 20% kleiner als Jupiter und
daher von der Erde aus nicht einmal halb so groß im Fernrohr zu sehen.
Dafür hat er den bekannten Ring, der etwa den doppelten Durchmesser wie
Jupiter hat und daher im Fernrohr ähnlich groß wirkt wie Jupiter.
Jupiter und Saturn kann man also mit derselben Vergrößerung betrachten.
Man sieht das auch im Vergleich der hier vorgestellten beiden Aufnahmen
(Jupiter oben, Saturn unten) unseres Vereinskollegen Olaf Haupt, der sie
an einem Abend mit demselben Instrument aufgenommen hat.
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Saturn am 10.10.21
(Aufnahme: Olaf Haupt, Marktheidenf.)
Teleskop: Takahashi
APO 130 mm +
Baader FFC
Kamera: ASI 178 MM
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Auch Saturn hat eine Reihe größerer und viele kleine Monde. In einem kleinen Fernrohr erkennt man nur den größten Mond, Titan,
während größere Teleskope sieben oder mehr Monde zeigen. Auf dem
folgenden Foto ist Saturn mit mehreren seiner inneren Monde zu sehen,
deren Größen um 1000 km liegen: 
Der
Saturnring hat 278000 km Durchmesser, ist aber im Mittel nur 30 m dick!
Außerdem ist es kein fester Körper, sondern besteht aus Milliarden
größerer und kleinerer Brocken von der Größe von Sandkörnern bis
Einfamilienhäusern. Eingestreut sind Mini-Monde von etwa Kilometergröße,
die sogenannten "Schäfermonde". Läuft Saturn vor einem Hintergrundstern vorbei, kann man diesen durch die Ringe hindurchschimmern sehen.
Zum Schluss noch ein kurzer Blick auf die Sternbilder dieses Abends:
Wie kommen die Planetenbilder zustande? Um den ständigen Luftturbulenzen ein Schnippchen zu schlagen, wurde das "Lucky Imaging"
zum Standardverfahren. Statt nur einzelne Bilder aufzunehmen, macht man
ein Video des Planeten von mehreren Minuten Dauer. Je nach
Belichtungszeit kommen so viele Tausende an Einzelbildern zustande. Als
Aufnahmekameras haben sich früh Webcams und in letzter Zeit
Überwachungskameras etabliert.
Mit USB 3 sind bei Mond und Planeten bis zu 400 oder mehr Aufnahmen pro
Sekunde möglich. Eine Software ermittelt dann die Qualität jedes
Einzelbildes und den Versatz der Bilder zueinander, verwirft die Schlechten, rückt die Guten zurecht
und bildet ein Summenbild. Dieses wird anschließend mit
Standardverfahren geschärft. Teilweise kommen noch ausgefeiltere
Softwarealgorithmen zum Einsatz, z.B. um gegenseitige Verschiebungen
innerhalb eines Bildes zu korrigieren. Die Aufnahmedauer ist durch die Rotation
der abgelichteten Objekte begrenzt. Je größer die Optik, umso schärfer
können die Bilder werden. Nur sollte eine Verschiebung der Details durch
die Rotation nicht sichtbar
sein. Bei Jupiter ist daher die Aufnahmedauer etwa auf eine, bei Mars
auf zwei bis drei, bei Saturn auf fünf Minuten begrenzt. Meist eignen
sich nur wenige Prozent der im Video gespeicherten Einzelbilder. Jeder
fotografierende Amateurastronom sucht sein Optimum von Teleskop,
Justierung, Kamera, Aufnahme- und Bildbearbeitungssoftware zu finden.
Probleme bereitet auch die atmosphärische Dispersion
(auch "differentielle Refraktion" genannt, die jeden Stern zu einem
kleinen Regenbogen ausein-anderzieht. Dieser Effekt kann in der
Bildbearbeitung durch Zurechtrücken der Teilbilder im Roten und Blauen
gegen den Grünkanal teilweise korrigiert werden. Steht das beobachtete
Himmelsobjekt aber nahe dem Horizont, ist ein spezielles
Korrekturprisma (ADC) erforderlich.
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